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Sellier & Bellot 7.62x39 FMJ 124 Grain


Im Rahmen unserer Delaborierungs-Berichte haben wir uns diesmal die 7,62 × 39 FMJ von Sellier & Bellot etwas genauer angeschaut.

Wie die Abkürzung FMJ schon sagt, handelt es sich bei den verwendeten Projektilen um schlichte Vollmantelgeschoße mit einer Bleifüllung und einem Gewicht von 124 Grain bzw. 8 Gramm. Die Hülsen bestehen aus Messing und verpackt ist das Ganze in einer Schüttpackung zu je 50 Stück.

 

Sellier & Bellot wurde im Jahr 1825 gegründet und ist eine der ältesten Firmen auf dem Gebiet der Schießmittelherstellung.

Im Jahr 2009 wurde S&B Mitglied der CBC-Gruppe, zu der auch die Deutsche MEN – Metallwerk Elisenhütte GmbH und die Brasilianische Firma Companhia Brasileira de Cartuchos – auch bekannt als Magtech - gehören.

Zusammen zählen die Mitglieder dieser Gruppe zu den größten Herstellern von Munition, auf diesem Planeten.

So viel zur Geschichte von Sellier & Bellot, schauen wir uns jetzt die Daten und Fakten zur Patrone an.

 

Verschossen wurde die Munition aus einer Izhmash SAIGA MK 104, mit einem 34 cm Lauf, bei einer Umgebungstemperatur von. 22,4° C, einem Luftdruck von 943 hPa und einer Luftfeuchtigkeit von 65%.

Wir haben - wie auch beim letzten Delaborierungs-Bericht, zehn Patronen delaboriert und die einzelnen Komponenten mit einer Präzisionswaage gewogen.

Bei der Durchsicht der Daten, haben uns die teils großen Schwankungen beim Pulvergewicht natürlich etwas verwundet – vor allem weil wir beim Schießen keine sonderlichen Abweichungen im Trefferbild wahrnehmen konnten.

 

 

Beim genaueren Hinsehen zeigte sich, dass das Pulver leicht schmierig war. Es haftete zum Teil an der Wiegeschale und auch am Papier auf dem wir es nach dem wiegen ausschütteten - und es bildeten sich sogar kleine Klumpen. Wir fanden sogar einige Projektile, an deren Boden sich das Pulver festgeklebt hatte. Es mag zwar nicht nach viel aussehen, aber die gewogenen Überresten die wir vom Projektilboden abkratzten, kamen auf ein Gewicht von bis zu 0,23 Grain.

Zumindest wissen wir nun aber, dass die Schwankung in der Pulvermenge wesentlich kleiner ist. Das Pulver fehlt hierbei anscheinend nicht, sondern es wird irgendwo am Projektil oder an der Innenseite der Hülse kleben.

 

 

 


Die V0 haben wir wieder mit einem SuperChrono von Steinert gemessen.

Nach den ersten 10 Schüssen kamen wir auf einen Wert von durchschnittlich 703 M/s aus einem kalten Lauf. Bei den darauffolgenden 10 Schüssen war der Lauf zwar ein wenig wärmer, aber das hat sich nur geringfügig auf die V0 ausgewirkt.

Bei der zweiten 10-Schuss-Serie kamen wir nämlich auf einen durchschnittlichen Wert von 709 M/s und somit lediglich 6 M/s mehr als mit dem kalten Lauf. Die fehlenden 29 m/s die uns auf den vom Hersteller angegebenen Wert von 738 m/s fehlen, lassen sich recht simpel durch den kürzeren Lauf erklären.

 

Vom eigenartigen Pulver abgesehen, ließen sich soweit keine außergewöhnlichen Stärken oder Schwächen der Munition feststellen. Alle Patronen haben normal gezündet, die Waffe hat repetiert wie immer und die Streukreise waren wie auch mit anderer Munition beständig, bei ca. 4 MOA – was für dieses Gewehr die Standardpräzision ist.

Die eigentliche Überraschung kam erst nachdem wir die Waffe nach ca. 250 Schuss der S&B Munition zerlegten!

 

Alles was mit dem Pulverschmauch bzw. den Verbrennungsgasen des Pulvers in Kontakt gekommen war, war nun mit Grünspan belegt. Lauf, Innenseite der Mündungsbremse, Gaskolben und natürlich das Gasrohr. Als wir das Gasrohr mit einer Kaliber 12 Drahtbürste reinigten, fielen dort regelrecht Grünspan-Flocken heraus.

Das schaut nicht nur ziemlich unschön aus, sondern bereitet einen Haufen zusätzliche Arbeit.

Zum einen muss die Waffe öfter kontrolliert und gereinigt werden – vor allem beim Gasrohr sollte man hin und wieder mit einer Drahtbürste durchgehen. Ja klar; durch seine Bauweise hat das Gasrohr so viel Spielraum, dass dort massig Platz für Ablagerungen ist – aber das heißt nicht, dass man warten muss bis es tatsächlich voll ist.

 


 

Zum anderen lässt sich Grünspan am ehesten chemisch beseitigen. Hierfür verwendet man im Allgemeinen eine 9%-ige Ammoniak-Lösung. Diese wird im Deutschsprachigen Raum unter der Bezeichnung „Salmiak-Geist“ vertrieben und man bekommt die Literflasche günstig, in so ziemlich jeden Baumarkt.

 

Die Lösung ist jedoch ätzend, sollte am besten nur draußen benutzt werden und auch das zumindest mit Handschuhen – am besten aber zusätzlich mit entsprechendem Mundschutz, weil die Dämpfe auch nicht gerade ohne sind.

 

Im Großen und Ganzen ist es natürlich etwas ärgerlich, wenn man seine AK alle 200 bis 300 Schuss inspizieren muss. Und zusätzlich kann man sich bei einem Preis von 590 € für 1000 Schuss wohl erwarten, dass man sein Gewehr nicht öfter putzen muss als bei der Verwendung von „billiger“ Surplus Munition. Bei der Aufarbeitung unserer Beobachtungen in diversen Facebook Gruppen, stellte sich nämlich heraus, dass es auch noch andere Schützen gibt die über das gleiche Problem klagen. Und viele gaben auch an, dass ihre Waffen nicht mal nach dem verschießen von Surplus Munition so dreckig aussehen.


Wir haben Sellier & Bellot unsere Beobachtungen per Mail mitgeteilt und nachgefragt ob dieser Verschmutzungsgrad bei dieser Munition „normal“ ist bzw. ob man weiß woran das liegen könnte, nachdem wir sowas noch nie zuvor erlebt hatten. Angeblich hat man das bei S&B aber auch noch nie gesehen und bei der Überprüfung der Daten der betroffenen Charge soll auch alles in Ordnung gewesen sein. Man vermutet, dass es am Finish der Waffe liegen könnte…

 

Wie dem auch sei – was lässt sich abschließend sagen?

 

Die Munition funktioniert grundsätzlich zuverlässig und die Präzision ist nicht besser oder schlechter als die der davor getestete Barnaul. Wem es egal ist wie seine Waffe nach dem schießen ausschaut oder evtl. zur Zeit keine andere Munition in diesem Kaliber findet, der kann die Munition trotzdem verwenden.

Wir würden uns für den Preis um den die S&B verkauft wird jedenfalls erwarten, dass sie um einiges sauberer ist.